Herausforderungen beim Kaffee Anbau in Kolumbien

Herausforderungen beim Kaffee Anbau in Kolumbien

Dieses Kapitel kann in drei Kategorien unterteilt werden:

  • Tägliche Herausforderungen auf den Fincas
  • Persönliche Herausforderungen der Landbevölkerung
  • Globale Herausforderungen: Demografisch und im Zusammenhang mit der Umwelt

Welche Herausforderungen gibt es auf den Kaffeeplantagen?

Im Alltag gibt es viele Herausforderungen zu bewältigen, für diejenigen, die den Kaffee anbauen und ernten aber auch für die Finca-Besitzer.

Für die Finca-Besitzer sind es vor allem die Herausforderungen des spürbaren Klimawandels. Die früher verlässlichen Jahreszeiten sind durcheinander. Regen bleibt unplanbar lange aus. Die letzten 2 Jahre gab es in der Kaffeezone in Kolumbien keinen Sommer und dadurch kaum Sonnenstunden. Stürme und Erdbeben bedrohen die Pflanzen vor allem an den Steilhängen.

Für diejenigen, die auf den Fincas arbeiten, ist insbesondere die schwere körperliche Arbeit hervorzuheben.

Kaffeebauern Kaffeeernte Kolumbien

Kannst du dir vorstellen, 10 Stunden am Tag an Steilhängen herumzuklettern? Teils mit einem 50 kg Sack auf dem Rücken, der Kaffeeernte. Bei 35 °C und praller Sonne und auch bei 10 °C im strömenden Regen. Dich zwischen den Kaffeepflanzen durchzuschlängeln, wo sich Äste in die Kleidung bohren, die Feuchtigkeit der Blätter deine Kleidung durchnässt. Und das alles während unablässig Insekten wie Wespen, Mücken, Stechfliegen und andere tropische Plagegeister um dich herumschwirren? So sieht der Alltag der Arbeiter oft aus.

Wir haben von Erntehelfern manches Mal die folgende Geschichte zur Kaffeeernte in Kolumbien gehört: Am Ende des Tages müssen sie sich mit der 50 kg Ernte auf dem Rücken den Berg wieder hochkämpfen. Bei matschigem Boden keine leichte Aufgabe. Ein falscher Schritt und man fällt bzw. rutscht den Berg wieder runter. Mit etwas Unglück verliert man das Gepäck und die Tagesernte rollt den Berg herunter und muss wieder neu eingesammelt werden.

Der Kaffee wird im wahrsten Sinne des Wortes mit Schweiß und Blut erkämpft.

Welche Probleme haben Kaffeebauern und Erntehelfer bzw. die Landvebölkerung allgemein?

Dazu kommen die persönlichen Herausforderungen der Landbevölkerung. Auch hier kann man zwischen Finca-Besitzern und Arbeitern unterscheiden.

Für die Kaffeeplantagen-Besitzer in Kolumbien ist der Kaffeeanbau oft mit hohen Risiken verbunden, denn sie sind abhängig von vielen Faktoren. Aus der Sicht eines durchschnittlichen kleinen Kaffeebauern und seiner Familie auf einer Finca sieht ein Jahr etwa so aus:

Zuerst muss in die Finca investiert werden. Arbeitskraft, Dünger, neue Kaffeepflanzen, Strom, Wasser, etc. Dann ist man bis zur Erntezeit abhängig vom Klima. Je nach Bedingungen wird die Ernte reicher oder ärmer. Die Erntezeit selbst, ist sehr arbeits- und daher kostenintensiv.

Ist der Kaffee geerntet & aufbereitet ist je nach Anbauregion das ganze Jahr vorbei. Ein Jahr voller Ausgaben. Und erst jetzt, durch den Verkauf des Rohkaffees, kann Geld verdient werden. Es wird pro kg abgerechnet, der Preis wird vom Weltmarkt bzw. der großen Kooperative vorgegeben.

Zusammengefasst wurde das ganze Jahr Geld ausgegeben und es muss gehofft werden, dass der Preis und die erwirtschaftete Menge im Nachhinein die Kosten decken können.

Die Vorfinanzierung können sich nicht viele aus eigener Tasche leisten. Also muss ein Kredit her und die Finca wird als Sicherheit der Bank gegenüber eingesetzt. Reichen die Einnahmen am Ende des Jahres nicht, um den Kredit und die Zinsen zurückzuzahlen, dann ist die Existenz der Familie ernsthaft in Gefahr.

Aus Sicht der Arbeiter, ist die Arbeit sehr hart, riskant und wenig ertragreich. Es gibt keine festen Arbeitsverträge und man muss sich von Woche zu Woche durchschlagen. Ohne Krankenversicherung, Rentenversicherung, etc.

Abgerechnet wird pro Arbeitstag, im Schnitt ca. 10 €. Wenn der Arbeiter auf der Finca etwas zu essen bekommt, wird das vom Lohn abgezogen und es werden ca. 5-6 € ausgezahlt. Durch die entlegene Lage müssen die Arbeiter im Wesentlichen auf der Finca bleiben. Das heißt, sie sind für Wochen oder Monate von der Familie getrennt. Denn eine Reise ist teuer, das ist bei dem Lohn nicht jeden Monat machbar.

Die persönlichen Probleme auf beiden Seiten der Landbevölkerung haben globale Auswirkungen:

Welche langfristigen und globalen Auswirkungen haben die Probleme beim Kaffeeanbau?

Zum einen Auswirkungen demografischer Natur. Diese Art der Arbeit ist in der jungen Bevölkerung sehr unattraktiv. Die Menschen flüchten in die Städte, in der Hoffnung auf bessere Arbeitsbedingungen. Kaum ein junger Mensch kann sich in Kolumbien vorstellen, auf dem Land zu arbeiten oder eine Finca zu besitzen.

Daher haben wir auf dem Land auch kaum junge Leute getroffen. Unsere Nachbarn befinden sich im hohen mittleren Alter. Einer unserer Nachbarn, Don Alváro, ist 80 Jahre alt und schleppt sich mit Mühe jeden Tag auf seine Finca. Er hat keine Nachfolge in seiner Familie gefunden. Viele Finca-Besitzer haben Probleme Arbeiter zu finden, insbesondere in der Erntezeit. Wenn das passiert, geht ein Teil der Ernte verloren, in die vorher investiert wurde. Ein weiteres Risiko.

Die persönlichen Probleme haben auch Folgen für die Umwelt. Denn der Kaffeeanbau ist ein Geschäft, in dem nach Masse abgerechnet wird. Eine einfache Lösung, auf begrenztem Land mehr Ertrag zu erzielen ist es, den tropischen Wald und andere Pflanzen abzuholzen.

Den Kaffee in großen Monokulturen mit 10.000 Pflanzen pro Hektar anstatt 2.000- 3.000 Pflanzen pro Hektar anzubauen. Statt arbeitsintensiver und damit teurer Pflege der Pflanzen von Hand, die Kaffeepflanzen einfach mit chemischen Produkten zu spritzen, um Unkraut und Schädlinge pauschal im Schach zu halten. Und wer von Existenznot getrieben ist, hat kaum den Luxus sich über die Folgen groß Gedanken zu machen.

Die Artenvielfalt Kolumbiens leidet darunter. Insekten wie Bienen sind bedroht. Tropische Tiere verlieren ihren Lebensraum. Die Menschen global verlieren den tropischen Wald, der Co2 bindet und Sauerstoff produziert.

Wir wollen mit unserem Projekt Welttisch, die Probleme an der Wurzel angehen. Daher haben wir eine eigene Kaffeeplantage in der Kaffeezone Kolumbiens gekauft, Finca „La Macarena“. Hier kannst du mehr über unser spannendes Projekt erfahren. Werde ein Teil der Welttisch Familie. Zusammen können wir dafür sorgen, dass wirklich alle, vom einfachsten Arbeiter auf der Finca bis zum Endkonsumenten, langfristig viel Freude am Kaffee haben. Und das im Zusammenspiel mit der Natur und nicht gegen sie.

 

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Über den Autor

Jannick Klein: Co-Founder Welttisch

Jannick ist offiziell selbst Kaffee-Farmer seit Anfang 2023. Durch den Anbau auf der eigenen Farm und die täglichen Erfahrungen auf dem Land mit dem Kaffeeanbau und vor allem mit den Menschen die diesen betreiben, hat sich eine Leidenschaft entwickelt. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Farmern und Agronomen in der Region hat er seit den Anfängen viel gelernt über:

verschiedene Kaffeeanbaumethoden und deren Einfluss auf die ökologischen Aspekte.

Qualitative Unterschiede der verschiedenen Ernte- und Aufbereitungsmethoden

Wichtige soziale Aspekte im Ursprungsland für die Landbevölkerung.

"Es gibt viele spannende Dinge, die die Kaffeekonsumenten normalerweise nicht wissen und die wir hier mit ihnen teilen möchten."